Nun ist der letzte Beitrag ja doch schon wieder etwas her. Das hatte aber auch seine (mehr oder weniger) guten Gründe. Sogar sportliche Gründe: ich war biken und auch laufen, auf dem Laufband sowie meine 10km-Hausrunde durch das Feld. Zwar kam ich nie großartig über 11km/h, aber hey, es lief wieder einigermaßen und schöne Bilder gibt es auch noch (wenn ich nicht vergesse sie hier demnächst mal hochzuladen) 🙂
Dann kam der Zufall aller Zufälle: ich saß samstags beim Friseur und kam mit der Friseurin ins Gespräch und irgendwann triftete das Gespräch in Richtung Sport, genauer dem Reiten. Wie ihr ja wisst bin ich auf der Suche nach einer Reitbeteiligung und hatte auch ein fast-Angebot bekommen, was sich so schon mal nicht schlecht anhörte. Leider meldete sich niemand mehr wie bei mir. Ich wollte eigentlich nochmal nachhaken, aber dann kam sowieso alles anders.
Die Friseurin erzählte mir von ihrer erwachsenen Tochter, die ein Pferd besitzt aber kaum Zeit dafür hat. Da wurde ich hellhörig und fragte mich für den Bruchteil von einer Sekunde, ob es jetzt dreist wäre einfach in den Raum zu werfen, dass ich verzweifelt eine Reitbeteiligung suche. Aber bevor ich richtig darüber nachdachte, sagte ich es einfach. Und dann kam alles Schlag auf Schlag: sie gab mir die Handynummer ihrer Tochter, ich solle mich doch mal melden, aber sie sage mir gleich, dass das Pferd nicht einfach wäre und die meisten bereits gescheitert sind. Diese Info allein hielt mich aber nicht auf, sodass ich in Kontakt trat und direkt einen Tag später im Stall stand, um mir das Pferd zunächst einmal anzuschauen. Was mir begegnete war ein recht großer, aber kompakter Fuchswallach mit schelmischen Augen. Ja, ich habe ihm das eine oder andere Mal sehr tief in die Augen geschaut, meistens sieht man da ja irgendwas blitzen was auf den Charakter schließen lässt.
Mir wurde Stall und Hof gezeigt und anschließend ließen wir ihn frei in der Halle laufen. Sein Problem ist wohl eher die sehr ausgeprägte, eigene Willenskraft die ab und an zutage kommt. Diese durfte ich dann einen Tag später in 4D erleben. Ich war eigentlich relativ gefasst und weniger nervös als ich es in der Vergangenheit von mir gewöhnt war, aber das stellte sich dann doch pünktlich ein paar Stunden vorher ein. Ich wusste weder, wie sich die Sache mit dem Beckenbruch erstmals auf dem Pferd verhalten würde, noch wie sich das Tier unter mir gebären würde.
Den ersten Bonuspunkt sammelte ich schon mal beim Aufsteigen von unten, ohne Hilfe oder Anhöhe. Bei 173cm Stockmaß (also Schulterhöhe) und der Tatsache bestimmt ein Jahr nicht mehr geritten zu sein, applaudierte ich mir fast selbst. Ich schickte ihn im Schritt direkt zügig vorwärts, ließ die Zügel noch lockerer und ging dann langsam aber sicher zum Traben über. Das ging etwa fünf Minuten gut, ehe ich die Zügel annahm, Arbeit von ihm verlangte und er sich daraufhin entschied einen Kampf mit mir anzuzetteln, welcher aus Stehenbleiben, auskeilen und sich drehen, bestand. Sporen hatte ich zwar schon an, aber die Gerte fehlte einfach noch. Er war auch recht wenig sensibel und mein Wut-Level steigerte sich immer weiter und nach 15-20 Minuten merkte er dann doch, dass ich es wirklich ernst meinte. Er probierte es noch einmal auf der anderen Hand, aber weitaus nicht mehr so beharrlich. Er kam an den Zügel, ging federnd und hat einen sehr runden, weichen Galopp. Er keilte zwar noch ein paar Mal dabei, aber das war noch ok für mich. Ich habe da schon wirklich fiesere Pferde erlebt.
Donnerstags bin ich dann wieder hin – eigentlich wollten wir mal auf den Außenplatz gehen, aber der war überfüllt. Was blieb war wieder die Halle. Klappte wieder gut und es gab nur eine Situation in der er es mal wieder probierte und meine Reaktion abwartete, sich dann aber sofort fügte. Allerdings weigerte er sich viel mehr als letztes Mal am Zügel zu gehen und ich konnte keine einzige Runde galoppieren, ohne dass er mehrmals austrat und herumhüpfte oder direkt ausfiel. Nach der Stunde war er dann doch sehr gefordert und geschwitzt, ich jedoch auch. Er war es einfach nicht mehr gewohnt und ihm fielen in der Stallgasse immer wieder die Augen zu 😀
Um kurz nach 19 Uhr fuhr ich wieder nach Hause, mit der Gewissheit noch packen zu müssen, da wir am nächsten Morgen zum Firmenausflug nach Österreich (Zell am See) aufbrechen wollten. Zwei Stunden arbeiten und dann ca. 600km (oder sogar mehr?) fahren. Die Wohnung war nicht geputzt und alles was ich eigentlich sonst noch erledigen wollte, lag brach. Das Reiten entspannt mich einfach zu sehr x) Letzten Endes hat alles noch gerade so hingehauen, sodass ich noch etwas länger als gewöhnlich „vorschlafen“ konnte.
Mit zwei Autos machten wir uns auf den Weg – fünf von uns saßen im Mutterschiff (Ford) und wir restlichen vier im schönen neuen Audi den ich fahren durfte 🙂 Entgegen meines Plans auch mal jemand anders fahren zu lassen, hatte ich so einen Spaß dass ich einfach durch fuhr. 7 Stunden später, inklusive Stau und einem Wettfahren mit den anderen Kollegen, waren wir dann pünktlich zum Abendessen da. Das Hotel war wirklich schön und auch das Essen sehr gut.
Am nächsten Morgen fuhren wir zur Lamprechtshöhle, um darin herumzuklettern. Alle 60 Leute wurden in drei Gruppen mit unterschiedlich sportlichen Leveln eingeteilt und dann ging es mit einer kurzen Einweisung auch schon los. Ich war in Gruppe eins, was in diesem Fall hieß an Felswänden hoch oder herunter zu klettern, auf Seilen über Schluchten und Wasser zu balancieren oder sich an der Wand durch enge Eingänge seitlich weiter zu zwängen. Anfangs spazierten wir noch über das Geröll bis es immer steiler wurde und wir uns beinahe durchgehend sichern mussten. 14 Leute kletterten hintereinander her, mit Stirnlampen und ein wenig Respekt vor dem Ganzen. Da ich eigentlich sehr unter Platzangst leide, musste ich mich ein paar Mal ganz schön zusammen nehmen. Es gab Stellen an denen ich mehrere Anläufe brauchte mich durch einen Spalt zu zwängen, da ich nicht genau wusste, ob mit dem Kopf oder den Füßen zuerst und kam dann nämlich kaum herum. Das andere Extrem war die Tiefe. Komischerweise hatte ich so gut wie gar keine Höhenangst. Gut, es war dunkel und die Weite in die man schauen konnte beschränkte sich sehr. Es war kalt, bloß 4 Grad und die Felsen waren schmierig, teilweise sandig und sehr scharfkantig. Teilweise gab es nur kleine Nägel auf die man seitlich mit der Fußspitze treten konnte, um 500m senkrecht die Wand herunter zu klettern. Da wurde es dann auch wieder warm. Vier Stunden später kamen wir wieder ans Tageslicht. Was ich bis gestern Abend noch für einen Muskelkater in den vorderen Oberschenkeln hatte, erzähle ich besser nicht.
Am selben Tag entschloss ich mich mit drei weiteren Personen, etwas um den See zu spazieren. Die Betonung liegt auf „etwas“. Daraus wurde eine komplette See-Umrundung, 13km im Stechschritt. Als es dunkel wurde, kamen wir wieder im Hotel an und konnten uns direkt zum Abendessen begeben, was auch bitter nötig war, denn außer Frühstück und einem Müsliriegel herrschte in meinem Magen gähnende Leere.
Am Sonntag packten wir schon wieder unsere Sachen, fuhren eine Stunde auf eine Art Alm wo man Mountaincart fahren und 3D Bogenschießen konnte. Eigentlich hatten wir Frankfurter da weniger Lust drauf, weil wir anders als die Münchner Kollegen, noch eine weite Rückfahrt vor uns hatten, mit dem Wissen am Montag wieder auf der Matte im Büro zu stehen. Als Kind war ich schon mal Bogenschießen und war nicht schlecht darin. Ich verschoss bei der Einweisung ein paar Pfeile ins Leere, aber holte dann nach dem dritten Dummy-Tier wieder auf. Jeder hatte drei Pfeile. Hatte man getroffen, kam direkt der nächste dran. Der Parcour führte durch Feld und Wald, auf engen, überaus steilen Trails. Teilweise hätte man da das MTB hochtragen müssen, hätte man eins gehabt 😉 So konnte man auf Anhöhen schießen oder leicht um die Ecke, was den Schwierigkeitsgrad erhöhte. Ich hatte wirklich meinen Spaß. Bis das Spannseil an meinem leicht abstehenden Armschutz schrammte und mir die Haut vom Arm herunterriss. Gleichzeitig wurde alles im Bereich des Ellbogens gequetscht – es blutete durch den Pulli und schwoll zu einem Ei an. Mir traten vor Schmerz die Tränen in die Augen und ich setzte eine Runde aus. Der Schmerz war zwar schnell wieder vorbei, aber auf einmal erfasste mich eine unendliche Traurigkeit, sodass ich einfach nicht mehr aufhören konnte zu weinen. Ich stand mit dem Rücken zu den anderen, blickte auf das tolle Alpenpanorama und heulte Rotz und Wasser. Irgendwas wurde in mir getriggert, was mich schier zusammen brechen ließ. Dazu kam noch die Info von zu Hause, dass mein Kaninchen das zeitliche gesegnet hatte. Eine Stunde später weinte ich immer noch, schoss aber wieder weiter und traf auch noch. So richtig beruhigt hatte ich mich eigentlich erst wieder auf der Rückfahrt.
Wir setzten uns danach noch oben in die Sonne, bestellten Steak und Salat und teilten uns anschließend noch einen Kaiserschmarrn. Über die Wiese galoppierten zwei mini Shettys und ein Angorakaninchen lief ebenfalls frei herum. Es war so schön, dass es uns letztendlich egal war, wann wir fuhren. Das Ende vom Lied war, dass unser Auto das letzte war, was Österreich verließ. Das war dann so um kurz nach 5, als die Sonne langsam verschwand. Ich setzte mich wieder hinters Steuer und fuhr nach anfänglichem Stau mit 230 in die Nacht. Ich war eigentlich einfach nur fertig und müde, aber ich wollte ankommen und ich hatte Spaß am Fahren. Ich koppelte mein Handy via Bluetooth und hörte meine Musik, war konzentriert und die Kilometer minimierten sich. 5,5 Stunden und eine kurze Pause später waren wir dann da. Bis ich im Bett war, war es kurz nach 12. Den Tag gestern verbrachten alle hier im Delirium.
Abends ging ich noch ins Studio aufs Laufband und Arme trainieren. Habe auch gleich meine neuen Laufschuhe (Nike Lunarglide 6) eingeweiht und bin bis jetzt ganz zufrieden. 6km mit 11-13km/h waren drin, danach war mir fast schlecht und meine Beine brannten. War insgesamt alles etwas viel.
Heute geht es mir besser und nach der Arbeit gehe ich ausreiten.
— Jamie