Ich gebe mal einen kurzen Rückblick über die letzte Woche: am Dienstag wurde mir das Reiten abgesagt, also fuhr ich brav mit dem MTB ins Studio und plante einen Tempolauf. Der hielt genau 4km an, den fünften schaffte ich nicht mehr. Ich piff ja schon nach zwei aus dem letzten Loch. Es war einfach ein extrem dämlicher Tag dafür – ich hatte 7 Tage in Folge jeden Abend Sport gemacht und somit wäre dieser Dienstag eigentlich der Regeneration verschrieben gewesen. Hätte müssen sollen. Also war es mehr ein Akt der Quälerei als Spaß, ich konnte mich weder einlaufen noch war die Geschwindigkeit irgendwie besonder gewinnbringend. Von 11.5-14.5km/h war alles dabei. Ich hängte dann noch 40min Kraft an und verschwand nach Hause.
Mittwoch nutze ich dann tatsächlich als regenerativen Tag und Donnerstag schwang ich mich für über eine Stunde aufs Pferd, was in diesem Fall auch eher erholend war, als besonders anstrengend, weil sich dieses Pferd nun doch als schwierig erweist und momentan mit Samthandschuhen angegangen werden muss… Die Bereiterin warnte mich davor mich bis auf den Tod mit ihm anzulegen, da auch meine Vorgängerinnen schon genau aus solchen Gründen heruntergebuckelt wurden. So also Zügel weg, Schenkel nahezu weg und für jeden Schritt loben – ganz egal in welche Richtung. Nach 35min fruchtete diese Taktik tatsächlich – ich konnte ihn annehmen, er kaute zufrieden am Zügel und ging fleißig den schönsten Mitteltrab den ich je sitzen durfte. Strange.
Abends bewunderte ich dann mein Schienbein, welches in den tollsten Farben strahlte.
Freitags hatte ich frei, denn ich wollte ja meine Mutter im Schwarzwald besuchen. Es war kalt (5 Grad) und sehr neblig. Um 9h schwang ich mich aufs MTB, bevor ich mich für fast 3 Stunden ins Auto setzen musste. Man war das kalt. Thermoshirt, Laufpulli und Softshelljacke brachten so gut wie nichts. Mir wurde nur sporadisch warm und das obwohl ich in 1Std36min bereits auf 830HM war, mit langen Handschuhen. Die Luft war nicht nur feucht, sie war klatschnass und ich war es auch, obwohl es nicht regnete. Gesehen habe ich gar nichts mehr. Die Stimmung war erdrückend. Oben herrschte ein strenger Wind. Ich wollte nur noch nach Hause. Die Abfahrt war schmierig und einfach nur saukalt. Ich fühlte meine Zehnen und Finger nicht mehr und hatte Angst auf dem Laub wegzurutschen. Egal. Nur die Harten kommen in den Garten. Es ging glücklicherweise auch gut und die heiße Dusche ließ mich das Erlebte wieder verdrängen.
Als ich im Schwarzwald ankam, begrüßte mich der Regen. Der Hund freute sich unendlich mich nach so langer Zeit wieder zu sehen – er wusste gar nicht wie ihm geschah, stieß ulkige Laute aus und rannte vor und zurück.
Am Samstag riss dann der Himmel auf und es gab Sonne satt. Natürlich hatte ich meine Laufsachen dabei und wurde netterweise am Nachmittag mit dem Fahrrad begleitet. Ich hatte also meinen persönlichen Pacemaker und Routenplaner, was echt sehr motivierend war. Die ersten 2-3 Kilometer waren eher schleppend und ich hatte schon Bedenken. Es sollten etwa 10km werden. Nach km 4 löste sich dann bei mir irgendwie die angezogene Handbremse und es lief einfach. Und lief und lief und lief. Die Euphorie in mir baute sich immer mehr auf und kochte schließlich über: locker brachte ich es bis zu 14km/h und im Schnitt ca 12. Die tatsächliche Pace belief dann jedoch auf 5:25 – ich war die ersten Kilometer einfach zu langsam losgelaufen. Aber das machte nichts, denn mit jedem Kilometer hatte ich das Gefühl mehr Power zu haben. Ich konnte mich locker unterhalten, ich konnte sprinten und hatte einfach nur das Gefühl der unendlichen verdammten Freiheit und Unendlichkeit. Nach 7km hatte ich das Gefühl erst warmgelaufen zu sein und aus 10km wurden letztendlich 14. Hätte sich mein Begleiter besser ausgekannt, hätte ich gerne noch die 21 geknackt.
Bis auf einige Messerstiche ins Becken bzw. Sitzbein, hatte ich keinerlei Schmerzen während des Laufs. Und auch danach war alles gut. Ein leichtes Ziehen in den Oberschenkeln, aber nicht mal Muskelkater. Vollkommen relaxed und einfach nur glückselig. Es war der Wahnsinn. In meiner gesamten Hobbylaufkarriere hatte ich noch nicht so ein Erlebnis. Nicht im Training, schon gar nicht im Wettkampf. Und auf die Strecke gesehen war ich schneller als je zuvor.
Am Sonntag musste ich leider schon wieder die Rückreise antreten. Und da entdeckte ich dann auch ganz neue Seiten an meinem Schienbein: es war nunmehr nicht nur an der Front blau und lila, sondern ringsherum. Und wirklich stark geschwollen, sah schon aus wie ein Überbein. Hinzu kam noch, dass die Schwellung in den Fuß absackte. Unterhalb des Knöchels ist alles dunkelblau mit feinen lila Strichen und mein Knöchel ist so dick, dass ich ihn nicht mal mehr sehe. Die Schmerzen sind nicht so schlimm, es steht halt alles nur sehr unter Druck. Ich weiß nicht recht was es ist oder wie ich mich nun verhalten soll. Außer Voltaren, Ibuprofen, kühlen und hochlegen fällt mir nicht viel ein. Ich habe ja die Hoffnung, dass es einfach absackt und dann verschwindet..
Mein Glück ist einfach unbeschreiblich wenn ihr mich fragt 😀 😀
— Jamie