Dienstag der wohlverdiente Ruhetag.
Mittwoch morgens – wir begeben uns in die Szenerie der unschuldig Schlafenden. 5:10h: Thomas verlässt das Bett, da Frühschicht. 5:35h: ich erwache und entscheide mich laufen zu gehen. Ohne zu sehr darüber nachzudenken was genau ich da tat, stand ich auf, schmiss mich in Laufklamotten, kippte Koffeein und stand tatsächlich um kurz nach 6 Uhr morgens auf der Straße. Garmin machte „pieps“ und ich rannte einfach los. Immer der Nase nach. Und der Sonne. Vielleicht würde ich langsam laufen, vielleicht aber auch nicht. Der erste Anstieg und mit ihm die ersten 1,5km. 4:45 – das ist doch mal eine Ansage. Kein Schmerz. Also lauf!
Und ich lief. Und es lief gut. Und ich freute mich. Die Beschallung meiner Ohren tat ihr übriges. Auf der Geraden sammelte ich noch zwei andere Läufer ein und auch der letzte unscheinbare Anstieg war schneller als sonst. Und leichter. Und überhaupt. Die Sonne stand noch tief, irre Farben und Lichter. Die Welt gehörte mir.
Nach 10,02km und 50min und ein paar Höhenmetern stand ich vollgepumpt mit Endorphinen vor meiner Haustür. Normalerweise wäre ich vielleicht gerade erst aufgestanden. Stattdessen war ich laufen. Herrlich! Und noch immer keine Schmerzen. Leider änderte sich das im Lauf des Tages etwas – vor allem das Sitzen tat mir nicht gut. Durch Dehnen konnte ich es wieder entschärfen, aber richtig weg war es einfach nicht.
Dennoch ging ich am selben Abend sogar noch ins Fitnessstudio. Mein Körper soll mal wieder neue Reize erfahren und sich an mehrere Belastungen an einem Tag anpassen. Und wenn das dann eben zwei Mal laufen heißt, ist das eben so. Ich war gut drauf. Nur leider fing der Piriformis mal wieder an zu zwicken. Aus den 5km Pyramiden-Lauf mit Steigungen, wurden dann nur 3. Der Schmerz war heftig, der Oberschenkel blockierte und ich hatte Schlagseite nach rechts. Konditionell wäre es so super gewesen – ich hätte eigentlich noch viel länger laufen können. Danach gab es halt ein verlängertes Kraft- und Stabilisationstraining. Und dann hatte ich wirklich keine extra-Energien mehr. Der Donnerstag ging fürs Arbeiten und Wohnung-putzen drauf. Zudem hatte ich solche Schmerzen, dass ich selbst im Sitzen verrückt wurde. Von nachts möchte ich erst gar nicht reden…
Ich war so motiviert, war wieder voll drin, vor allem mit dem Kopf. So etwas reißt mich dann jedes Mal wieder herunter und bremst mich aus. Heute Abend bin ich nochmal beim Triggern. Vielleicht ist der Schmerz ein letztes Aufbäumen. Denn mittlerweile lokalisiert er sich „nur“ noch seitlich des Oberschenkels und diagonal über den Hintern. Vielleicht muss man dem Piriformis einfach nur mal richtig zeigen wer hier der Herr und Meister ist. Vielleicht…
Da das mit dem frühen Aufstehen bereits ganz gut geklappt hatte, glaubte ich daran auch am Ende der Woche dessen noch mächtig zu sein. Ich traf eine Verabredung zum Biken mit Gunnar – 6.20h: Treffpunkt Hohemark. Das hieß für mich im Umkehrschluss, um 5.20h aufstehen und um 6h auf Mojo sitzen und dabei langsam begreifen was man da gerade tut. Beinahe nüchtern (Koffein musste sein) und irgendwie trotzdem noch nicht ganz klar im Kopf. Die Angst im Nacken nicht in den Tritt zu kommen, es vielleicht zeitlich nicht zu schaffen. Unterdessen wartete ich immer noch auf den Wirkeintritt des Kaffees, aber so richtig kam der nicht mehr durch. Mein Körper war wahrscheinlich leicht schockiert und wehrte sich mit einem hohen Puls.
Pünktlich an der Hohemark traf ich auf Gunnar, um ihm auf den ersten 20 Metern seitlich in den Reifen zu fahren, weil ich nicht kapierte dass wir rechts fahren mussten. Das unterstreicht nur, dass ich zu solchen Zeiten nicht zurechnungsfähig bin und Herrin der Lage schon mal gleich gar nicht. Zumindest meine Beine bewegten sich scheinbar von alleine, sogar bergauf 😀
Dieses Mal fuhren wir die CTF Strecke vom letzten Bike Marathon in Kronberg. Die war wirklich sehr schön – verwunschene Singletrails und nur zwei-einhalb Bäume im Weg 😉 Und dann bin ich auch nur noch einmal zu spät abgebogen. So kamen wir quasi etwas verlängert an die Saalburg heran. Gunnar machte mich auf ein Wildschwein aufmerksam, was sich jedoch als Wanderer/Waldschrat entpuppte, welcher querfeldein aus dem Wald kam und eine komische Gangart an den Tag legte. Ich glaube tendenziell muss man morgens mehr Angst vor potentiellen Mördern haben, als abends. Nur so eine Idee.
Zwischendurch blitzte die Sonne durch die Bäume – mir war relativ warm. Auf dem Weg zum Sandplacken war ich dann gefühlt endlich richtig wach, mein Herz beruhigte sich wieder und ich kam viel besser vorwärts. Noch ein Mensch alias „Waldmeister“ (in grün getarnt) und dann war es das erst mal wieder mit der Zivilisation. Wir überlegten noch, den Feldberg aus Zeitgründen auszulassen, aber wir waren tatsächlich nach 19 Minuten am Sandplacken. 2,3km to ride – und los. Da wurde es dann direkt wieder kälter und etwas dunkler. Und gleichzeitig wurde mir bewusst, dass nüchtern zu fahren nicht die beste Idee war, weil mir in den letzten Zuckungen dann doch etwas die Energie fehlte. Aber gut, auch das verbuche ich unter „wir-setzen-einen-neuen-Trainingsreiz“.
Oben begrüßten uns wandernde Nebelschwaden. Kalt und windig war es auch. Lange bleiben wollten und konnten wir sowieso nicht. Kurz abgestiegen, Jacke an, Bild geknippst und über den Fuchstanz wieder herunter gefahren. Man war das frisch. Man sollte meinen wir haben beinahe Ende Juni. Meine Hände wurden erst kalt und zum Schluss eisig. In dem Moment hätte ich wirklich nichts gegen dickere Handschuhe gehabt.
An der Hohemark verabschiedeten wir uns noch im Fahren – denn jeder musste schnell ins Büro kommen. Auf meinem Heimweg war fast jede Ampel rot und jede U-Bahn wollte vor mir die Straße überqueren. Das kostete mich nochmal echt Zeit, weshalb ich nicht so super pünktlich war, aber wozu hat man Gleitzeit 😉
Die nackten Fakten: 39.21km, 861HM.
Der große Hunger ist noch immer nicht eingetreten – vorsorglich hatte ich mal ein paar Zootiere auf dem Schreibtisch platziert, man kann ja nie wissen… 😀
— Jamie
Morgens so früh raus und dann direkt zum Sport ist echt der Wahnsinn! Macht aber auch unglaublich viel Spaß und stolz!
Wenn immer ich zur Arbeit laufe oder radle schaue ich auch, dass ich die mind. 16 Km vor 6h geschafft habe; entsprechend früh geht es los. Aber es lohnt sich jedes Mal!
Ja, ich kam mir ehrlich gesagt auch etwas wahnsinnig vor 😀 Aber du hast recht, man ist wirklich stolz und weiß dass man noch vor Arbeitsantritt was geleistet hat. Das hält sich dann wirklich noch bis abends, aber dann bekomme auch ich die Bettschwere. Du scheinst mir da ja noch früher unterwegs zu sein – das wäre dann schon eher in Richtung „Earlynight“… 😀
Hallo ich arbeite vorwiegend in der Nacht und wenn der Verkehr mitspielt bin ich morgens 7 Uhr Zuhause. Selten schaffe ich es außerhalb vom Urlaub mich zu überwinden. Wenn dann höchstens einen 5er. Nach dem Aufstehen am Nachmittag wäre es zwar optimal aber vor der Schicht. …
Jedenfalls vor einen Lauf wärme ich mich etwas auf, bürste vor allem die Waden und nutze Franzbranntwein, damit keine Beschwerden dieser Art auftreten. 10 km in 50 Minuten, von der Zeit bin ich noch ein ‚bisschen‘ entfernt ☺