Durchlüften für Fortgeschrittene

Nach der Biketour vom Sonntag schob ich am Montag einen Ruhetag ein. Ich fühlte mich zwar schon wieder recht gut, aber lieber wäre ich gelaufen anstatt zu biken. Aber das soll ich ja erstmal lieber bleiben lassen. Also alles still gehalten und den Dienstagmorgen angepeilt.

Es ist mittlerweile sehr viel weniger schlimm und nervenaufreibend um kurz nach 5 aufzustehen. Es hat sich schon sowas wie eine Routine eingependelt und vor allem weiß ich nun genau, dass es zeitlich machbar ist ohne unter Stress zu geraten. Fast automatisch gehe ich früher schlafen und das tut mir echt besser. Der Schlaf vor Null Uhr ist eben nochmal ein ganz anderer. Und ich kann nun auch nüchtern fahren oder im Zweifelsfall einfach nur Whey trinken ohne dass das negative Auswirkungen hätte. Ich komme mir sogar kraftvoller vor – aber vielleicht ist das auch nur ein subjektives Empfinden.

Ich nahm mir für Dienstag vor meine Stoppomat-Zeit zu verbessern. Ob mir das nach nur einem Tag Regeneration gelingen würde – da war ich mir selbst nicht sicher. Die Temperaturen waren bereits schon soweit fortgeschritten, dass ich nicht mal die ersten 10 Minuten frieren musste und auch kein zusätzliches Shirt mehr einpackte. Ganz tief in mir brodelte die Angst vor dieser Entwicklung die sich Hitze nennt.

Dieses Mal war ich vorbereitet und hatte meine Stoppomat-Startnummer auswendig gelernt, damit die ehrenamtlichen Jungs und Mädels bei der Auswertung nicht jedes mal doppelt und dreifach zu tun haben. Für den Fall der Fälle schrieb ich jedoch noch meinen Nachnamen dazu. Und dann nichts wie los. Mit einer neuen Taktik die mich hoffentlich schneller machte. Und die hieß schlicht und ergreifend einfach nur nicht von Anfang an maximal reinzutreten. Viel zu schnell kommt der erste Berg und die Energie ist futsch. Also Raum gelassen.

Und tada: die ersten Anstiege gingen schon schneller als gewöhnlich, mit einem höheren Gang und mehr Kraft dahinter. In mir wuchs der Gedanke einer Chance heute einiges besser zu machen. Nur nicht langsamer werden. Immer weiter. Dann 2km vor dem Fuchstanz der erste richtige (miese) Anstieg, der einem schon mal die Atmung kurzzeitig außer Kontrolle bringen kann und die Beine erlahmen lässt – vor allem direkt danach. Dann wieder ein kurzes Stück flach, wieder hoch – Fuchstanz: 34min check – und dann die letzten 2,5km.

Vor mir hoppelte ein Hase über den Weg, ansonsten war ich mal wieder alleine im Wald. Ich kam mir schon etwas schneller vor als sonst und hatte wirklich Hoffnung. Durch den vorangegangenen Regen war der Boden kurz vor dem Feldberg ziemlich aufgewühlt und man musste am Peak wirklich aufpassen nicht von den Pedalen zu rutschen. Immer wieder schielte ich auf meine Garmin und rechnete gegen. Es könnte noch eine Bruchlandung unter die 50 Minuten werden oder knapp darüber. Irgendwie fühlte es sich alles so ein bisschen an wie im Alptraum – man kommt nicht so schnell vorwärts wie es angebracht wäre.

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Das Stoppomat-Häusschen kam in Sicht und dann konnte ich die Karte auch schon einstechen. Ich sah auf die Zahlen und brauchte erst einen Moment, ehe ich wieder richtig in der Lage war das vernünftig gegenzurechnen. 50:53min. Ein entscheidender Schritt Richtung sub 50. Es war also doch möglich. Denn eigentlich hatte ich irgendwie nicht daran geglaubt. Aber irgendwann wird alles gut. Der Puls immer niedriger, die Kraft wächst ganz langsam und auch die Ausdauer. Das ist nicht zuletzt unseren Wochenend-Touren geschuldet.

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Wenn ich es recht bedenke haben wir eigentlich erst so richtig mit härteren Touren angefangen, als Gunnar zu uns stieß. Und das war ja noch nicht all zu lange her. Die beiden Touren vorher (Spessart und Odenwald) waren zwar auch nicht von schlechten Eltern aber diese würden mir wahrscheinlich mittlerweile weitaus moderater vorkommen. Zumal wir da schon über knapp 1500HM auf über 60km entzückt waren. Nun sind die Strecken im Verhältnis kürzer und die Anstiege meistens zusammenhängender und es gibt dennoch mehr Höhenmeter. Das war im Mai. 4 bis 6 Wochen später sind wir alle echt daran gewachsen – fast ohne es zu merken. Mir geht es zumindest so.

Auch die Laufpause scheint bei mir sehr mit hineinzuspielen. Ich regeneriere noch schneller und bin zum Ende der Woche gar nicht mal mehr so verbraucht. Natürlich ist das kein Grund das Laufen aufzugeben, dazu liebe ich es zu sehr. Dass ich bis dato mal fast zwei Wochen gar nicht laufen würde, hätte ich nicht für möglich gehalten, aber irgendwann siegt die Vernunft zum Glück doch.

Mein Bein zwickt und zickt übrigens noch immer. Deshalb lege ich mich mittlerweile jeden Abend auf den Tennisball und bis vorgestern habe ich es damit echt besser gemacht. Gestern auf dem vorderen Oberschenkel jedoch irgendwie doch zuviel Druck ausgeübt, obwohl ich eigentlich glaubte es wäre eher zu wenig. Heute fühlt sich der Muskel mehr als nur beleidigt an. Eigentlich hatte ich vor es morgen oder am Samstag mal wieder laufenderweise zu probieren, aber wenn ich das jetzt mache, mache ich es wahrscheinlich noch viel schlimmer. Schöne Scheiße, echt. Ich hoffe das beruhigt sich wieder, sodass ich am Montag wieder in meine Studioroutine eintauchen kann.IMG_20150701_054158995

Gestern morgen bin ich dann sogar schon um viertel vor sechs losgefahren und habe eine etwas längere Runde mit 36km und 800HM gedreht, bei der ich dann den Zeitrekord auch wieder um eine Minute verbessern konnte, ohne mich besonders überanstrengt zu fühlen. Und es war deutlich heißer, sogar schon um diese Uhrzeit. Der Wald kühlte einfach nicht mehr. Direkt neben mir hoppste ein dickes Reh durch das Gebüsch. Ich habe zuvor noch nie ein dickes Reh gesehen, aber dieses war es wirklich. Diesmal begegnete ich endlich auch mal zwei, drei anderen Bikern, nur oben war ich wieder mal alleine.

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Im Büro war und wurde es unerträglich heiß. Wir sitzen hier direkt unter dem Dach und selbst der Ventilator ist wie ein Föhn. Ich kann mich nicht mal mehr anlehnen. Alles über 30 Grad gehört einfach verboten. Nachts kaum mehr schlafen, im Wald keine Abkühlung finden, vor der Sonne fliehen, im Büro den Hirnen beim schmelzen zusehen. Ich kann so nicht arbeiten. Bin dann aber auch niemand der sich bei Kälte sonderlich beschwert. Anziehen kann man nämlich immer was. Wie man sich so konzentrieren soll ist mir ein Rätsel. Heute nur halbtags und morgen frei. Da sehe ich ansonsten einfach keinen Sinn drin. Bin schon fast gereizt. Zumal es heute um 10 schon so schlimm war wie gestern um 14h…

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Darum fiel mir auch das Aufstehen heute nicht wirklich schwer, denn es war einfach zu warm. Ich wollte nochmal den Stoppomat ausreizen. Ich überlegte erst keine Karte zu ziehen, machte es dann aber doch, nur für den Fall. Es war gerade mal 6 Uhr – ich tauchte in den Wald ein und fuhr dennoch gegen eine Wärmewand. So ähnlich wie Badewanne. Alles war gleich warm. Und ich fing langsam an zu schwitzen. Versuchte es auszublenden. Zum Glück fühlten sich meine Beine gut an, bis auf den beleidigten Muskel natürlich. Ich kam wieder so gut vom Fleck, dass in mir wieder die Hoffnung keimte. So richtig darauf angelegt hatte ich es trotzdem nicht, denn so richtig leerfahren wollte ich mich auch wieder nicht.

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Am Fuchstanz war ich immerhin in 33 Minuten. Da ging also noch was. Teilweise war es auf den letzten 2 Kilometern noch etwas haarig, weil sich alles etwas länger zog als ich es eingeschätzt hatte, aber an der Straße blieben mir dann noch 6 Minuten bis ich die 50 voll hätte. Leider rutschte ich dann am steilsten Stück auf einem Stein weg und kam nicht sofort wieder auf die Pedale. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass nicht alles vergebens war, schluckte zwischendurch noch eine Mücke und konnte die Karte einstechen. Gegenrechnung der Uhrzeiten: 50:13min. Knapp daneben ist zwar auch vorbei, aber wenn ich mich alle zwei Tage um 40 Sekunden verbessere, könnte ich damit auch leben 😀

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Wieder unten war ich diesmal auch recht schnell, das dauerte keine 20 Minuten mehr. Gut, die Strecke ist jetzt auch nicht so anspruchsvoll – aber seit dem Unfall (bzw die erste Zeit danach) bin ich eigentlich nur selten an die 40km/h gekommen, weil ich vor jedem Steinchen gebremst hatte.

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Was ich morgen mache weiß ich noch nicht so wirklich, aber wenn dann wird wohl jegliche Aktivität auf den Vormittag gelegt. Vielleicht flüchte ich abends ins klimatisierte Kino (Minions) und davor zum klimatisierten Friseur (endlich!!) 😀 Und am Sonntag ist dann der Bikemarathon.

Falls jemand die grobe Statistik vom Juni interessiert – guckst du hier:

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— Jamie

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