Angriff, Rückzug, Statistik & Energieaufnahme

Am Mittwoch Abend wurde tatsächlich angegriffen. 8km auf dem Laufband, davon die ersten 5 locker knapp unter 5:00 und dann bei gleichbleibender Geschwindigkeit die Steigung alle 10 Meter um 0,5 erhöht, bis auf 5,5% und dann das gleiche  wieder absteigend. 1 Kilometer flach weiter gelaufen und dann das gleiche Spiel. Da irgendwann nur noch Berge helfen die Leistung zu verbessern (siehe biken) und ich die Intervalle momentan noch immer sein lasse, baue ich das auch ins Laufen ein. Ziel ist, einfach mal den Feldberg hochzulaufen. Ich habe bereits schon Katitria angestoßen, dann muss ich nicht alleine und muss mich bei krampfenden Waden nicht von den Taunus-Tieren anfressen lassen 😉 Krafttraining lief direkt danach auch ganz gut.

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Die berühmte Folterübung der Qual I bis IV, bestehend aus einem halben Gymnastikball, dem Latzug und schweren Hanteln die die Füße am Boden halten.

Am Donnerstag nahm ich Mojo gleich mit auf die Arbeit. Fazit: ich brauche nur 1-2 Minuten länger als mit dem Auto, es nimmt sich also nicht viel. Auf knapp 5km kann ich das erste Stück meiner Haus-Laufstrecke fahren und das letzte dann über die Straßen Bad Homburgs. An sich wäre das ja so ganz nett, nur mag ich das Bike ungern im Hof stehen lassen, auch nicht wenn es angeschlossen ist. Mit dem ständigen Gedanken daran könnte ich nicht arbeiten. Ich kann es zwar von oben sehen, aber bis ich vom Dachgeschoss unten in den Hof getreppt bin, ist der potentielle Kriminelle schon über alle Berge. Also trägt man das Bike lieber in die 4. Etage. Wenn das keine Liebe ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Ich stellte es direkt vor die Bürotür an das Geländer und kam so am Tag öfter daran vorbei. Allein der Anblick beruhigte mich ungemein. Ist das krank?

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Direkt nach der Arbeit schloss ich mich zwei Kollegen an und folgte ihnen in den Wald, entdeckte sogar neue Trails die danach schrien nochmal von mir alleine abgefahren zu werden, um sich im Gedächtnis zu verewigen. Leider kam die Sonne nicht mehr heraus und ich stecke nur im T Shirt. Das Tempo war eher gemächlich und der Feldberg wurde auch nicht angefahren. Es ging auf Flowtrails parallel zum Berg Richtung Sandplacken. Es nieselte leicht, ich musste oft warten und mir wurde richtig kalt. Ich verbuchte die Tour also eher unter aktiver Regeneration. Trotz des geringen Anspruchs merkte ich, dass ich echt fertig war und ich mich fühlte als würde ich auf dem Zahnfleisch kriechen. 1,5 Stunden später standen wir auf dem Sandplacken und rollten gemütlich wieder über die Saalburg nach Hause.

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Ich fragte mich woran das lag. Zu wenig gegessen, das Wetter, wenig Schlaf? Oder war es das veränderte Lauftraining? Oder gar alles zusammen?

Fakt war auf jeden Fall, dass ich seit Mittwoch Mitglied der ausgehungerten Wölfe bin. So sparsam ich sonst mit den Kohlenhydraten umging, desto mehr lief plötzlich alles in die entgegengesetzte Richtung. Es war nicht nur das einfache Verlangen danach, sondern die Tatsache, dass ich bereits um 11h vormittags so sehr abbaute, dass ich die Treppen nur noch mit Anstrengung hoch kam, zitterte und mir einfach nur schlecht war. Ich habe die allgemeine Zufuhr in letzter Zeit zwar schon etwas erhöht, aber zunehmen will ich jetzt halt auch nicht unbedingt. Um wenigstens ein bisschen was herleiten zu können, habe ich mir mal wieder meine Statistiken zu Gemüte geführt und festgestellt, dass es jeden Monat etwa 50 Kilometer mehr sind die ich so zurücklege.

Der letzte Monat Juli sah im Trainingskalender folgendermaßen aus und barg 697km, 15.000HM und 20.000 verbratene Kalorien (exklusive Krafttraining). Insgesamt war ich 51 Stunden beschäftigt (inklusive Krafttraining).

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Während es im Mai noch schnuckelige 12.000HM und 583km waren, waren es im Juni schon 14.000HM und 633km. Bei etwa gleichbleibender Zeitinvestition. Keine Ahnung wo das noch hinführt, aber ich finde das eigentlich ganz gut 😀

Wenn man jetzt die verbrannten Körner gegenrechnet und davon ausgeht, dass ich durchschnittlich pro Tag ca. 1.600kcal aufgenommen habe (in der Realität mal ca. 600 mehr oder weniger) dann macht das abzüglich Sport 833kcal am Tag, was natürlich zu wenig ist. Theoretisch. Ich frage mich ob man das so rechnen kann. Manchmal mache ich das noch, aber meistens gehe ich nach meinem Gefühl. Hungern ist nicht mehr. Es stellt sich ja sowieso die Frage, ob man das so rechnen kann, denn der Sport gehört zu meinem Alltag. Vieles was für den einen oder anderen richtig anstrengend wäre, fällt bei mir dann eher unter Regeneration. Und dann frage ich mich wieder, ob beide in der Realität die gleiche Energie aufwenden müssen. Theoretisch ja.

Aber letzten Endes ist jeder Körper verschieden. Ich befinde mich nur wieder an einem Punkt, wo sich ein Teil meines Trainings verändert und auch steigert und ich mich daran irgendwie anpassen muss und im Stillen einfach nur wieder in Panik gerate, wenn ich mehrere Tage am Stück glaube bei 2000 Kalorien (oder sogar manchmal mehr) zu verhungern und am Ende Angst habe „laufen, biken, rollen“ auf meinen Blog schreiben zu müssen.

Wenn ihr mich da mit irgendwelchen selbst gemachten Erfahrungen beruhigen könnt und mögt, bitte immer her damit 😉

Am Freitag verabredete ich mich mit Gunnar und fuhr direkt die neuen Trails zum Sandplacken mit ihm ab. Mir ging es nur etwas besser und während er das steilste Stück (welches wir jemals im Taunus aufgetrieben haben) hinaufkurbelte, musste ich Mojo hinaufschieben. Kam nicht mal bis zur Hälfte. Es ging einfach nichts mehr. Oder nicht mehr viel. Als hätte man mir die Luft aus den Beinen gelassen. Der Feldberg noch, der geht eh immer, egal in welcher Verfassung. Mein Gefühl war dem einer angezogenen Handbremse. Oben angekommen, tollste Abendstimmung. Jacke an und runter.

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Ich wollte nur noch heim und schlafen. Garmin schlug 16h Regnerationszeit vor, faktisch waren es aber nur 13,5h. Denn um kurz nach 10 Uhr vormittags, saß ich bereits wieder im Sattel und fuhr mit gemischten Gefühlen zur Hohemark. Treffen mit Stefan und Gunnar, zu einer noch undefinierten Tour.

Wir fuhren die Brücke hoch in den Wald und folgten dann einfach mal den Schildern Richtung Butzbach. Kein Garmin, welches uns navigiert hätte. Was in diesem Fall durchaus seine Vorteile hatte, da wir so nicht nur neue Gefilde kennen lernten, sondern auch einfach mal tag-träumerisch über breitere Wege kurven konnten, ohne Kletterpartien oder Brennnessel-Safaris. Subjektiv waren wir sehr moderat unterwegs, nur meine Beine fanden das nicht, bzw. ich erlebte wieder allgemeine Kraftlosigkeit und konnte gerade so dranbleiben. So richtig schlimm steil wurde es nie und eigentlich sammelten sich die Höhenmeter latent von alleine. Ein paar Trails waren auch dabei und da merkte ich, wie ich nicht mehr konnte. Halsschmerzen begleiteten mich, ich fühlte mich hundeelend und nach 30 Kilometern war ich in Gedanken drauf und dran abzubrechen. Auf einer regelrechten Spazierfahrt.  Über Wehrheim fuhren wir den Sandplacken an. Da wurde es dann im Anstieg etwas fordernder. Auf diesen 8 Kilometern erlebte ich die Kreislauf-Hölle. Augenflimmern, schwache Beine. Und unendlicher Durst. Kurz vor dem Sandplacken war dann der Trinkrucksack mit 2 Litern leer. Und es waren kaum mehr als 25 Grad. Vielleicht doch mal was essen. Ich konnte mir das zwar nicht vorstellen (schon wieder) etwas zu essen, aber bevor ich irgendwo abschmierte, tat ich das lieber. Einen Riegel später ging es irgendwie weiter. Aber das war wohl auch nicht die Lösung meiner Probleme. Den Feldberg wollte und konnte ich nicht mehr hoch. Geht also wohl doch nicht immer.

Irgendwie waren wir irgendwann wieder an der Hohemark und fuhren zusammen noch nach Oberursel hinein. Stefan begleitete mich bis zum Bahnhof, bevor ich links abbog. 61km, 1100 Höhenmeter.

Zu Hause war ich müde. Mir brannten die Augen. Duschen, sitzen. Zitteranfall der Zweite. Essen, schlafen. Zwei Stunden war ich komatös weggetreten. Wachte auf und fühlte mich noch immer als hätte ich die Nacht durchgemacht und stünde kurz vor einem Infekt. War nur doch nicht so. Vielleicht war der Ruhetag am Dienstag einer zu wenig. Ich dachte ich stecke das alles einfach weg. Schließlich war ich schon mehr gelaufen und härtere Touren gefahren. Vielleicht macht es am Ende die Summe oder ich befand mich in einer schlechten Phase. Alles was mir mehr als klar erschien, war: Sonntag würde DER Ruhetag schlechthin werden.

Der Ofen war einfach aus. Das merkte ich spätestens dann, als ich erst um 8 Uhr aufwachte und bis halb 12 immer wieder wegschlief. Normalerweise werde ich nervös und muss irgendetwas tun. Dieses Bedürfnis hatte ich jedoch bis zum Nachmittag nicht mehr. Der Tag bestand eigentlich nur aus essen, schlafen und lesen. Und pünktlich um halb 11 war ich wieder müde, schlief komplett und traumlos durch.

Für heute muss ich mal sehen wie der Stand der Dinge tatsächlich ist. Mir schwebt schon wieder einiges durch den Kopf. Gelaufen wird auf jeden Fall, ich weiß nur noch nicht genau wie und wo. Da ich ja jetzt die Anstiege für mich entdeckt habe, kann ich mich gedanklich immer weniger zurückhalten die Saalburg oder den Fuchstanz hochzulaufen. Nur um zu gucken was so geht. Reine Neugierde versteht sich 😉

— Jamie

3 Gedanken zu “Angriff, Rückzug, Statistik & Energieaufnahme

  1. Mich wundert es nicht mehr wieso du keinen Bauch hast. Mit so wenig Kalorien würde ich keinen Tag überstehen. Im Extremfall nur 1000 kcal? Hilfe. Das ist ja n Frühstück 😉
    Ich schaue bei mir nicht mehr drauf. Ist mir zu mühselig. Und wahrscheinlich hätte ich nie unter 2500 kcal… Nutella lässt grüßen 🙂

    1. Sagen wir es so, ich war schon in Kindertagen nie der große Esser, und von daher denke ich, haushaltet mein Körper von Anfang an mit allem schon ganz anders. Normalerweise fühle ich mich mit allem was über den 2000 liegt nicht mehr ganz so gut..außer nach extremen Belastungen natürlich. So richtig zählen tu ich das nicht wirklich, aber ich habe ein grobes Gefühl dafür und das ist denke ich nicht verkehrt. Wenn es mal stressig wird und ich wenig Zeit habe oder mich nicht so gut fühle, dann ist das schnell mal so wenig. Nutella haben wir auch, aber die hält sich immer ewig 😀

      1. Nutella hält sich bei mir auch ewig. Also zumindest die leeren Gläser bis die zum Container gebracht werden 😉

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