Laufen ist das Gegengift

Bis zur Leistungsdiagnostik, bin ich noch einmal einen 10k DL gelaufen und 2 Tage davor easy 5k mit Thomas durch das Feld und musste ihn stellenweise doch sehr motivieren. Mit einigen Gehpausen hat er es jedoch geschafft und das ist das was zählt.

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Nach der Leistungsdiagnostik ist vor dem Trainingsplan. Da ich bis zu diesem Tag nicht wirklich viele Kilometer gesammelt hatte, bin ich kurz vor dem Wochenende noch einen flotteren 10er gelaufen und habe mich samstags dem Biken hingegeben – aber durch das viele Laufen habe ich keinen Wumms mehr in den Beinen. Ich komme überall hoch, nur etwas langsamer als sonst. Das interessiert unseren lieben Christian leider nur peripher, der sammelt meist die ganze Woche Kraft, um dann dem Feldberg entgegen zu fliegen.

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Ja und was soll ich sagen, liebe Freunde des gepflegten Bikens:  wir hatten da oben doch tatsächlich sowas wie Schnee. Und das Runterfahren war sehr sehr kalt. Selbst die dicken Handschuhe von Craft waren dafür nicht warm genug. Es ist wieder Zeit für die Skimasken und doppelte Lagen Thermokleidung. 1200HM auf 40km waren dann auch für mich total okay. Denn das was Sonntag auf mich zukommen sollte, verlangte nach einer größeren Investition von Körnern.

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Sonntag. Angekündigt waren zu 90% Regen und Temperaturen nicht über 2 Grad. Gelaufen wurde trotzdem, aber ich ging das ganz entspannt an. Gegen 11 Uhr zeigte sich plötzlich die Sonne und ich lief los. Lief über die Felder von Oberursel, bog auch mal woanders ab, landete bei Kalbach. Ich merke jetzt schon, wie ich immer mehr an Kraft gewinne. Hügel, auch wenn sie lang sind, schocken mich nicht mehr so und ich kann viel schneller laufen mit einem niedrigeren Puls. Das merke ich meist aber nur bei den Longruns. So auch diesmal. Nur der Gegenwind war echt fies, aber ich kämpfte mich dort durch und hatte auch den ein oder anderen Anfall, wo ich es einfach nur laufen ließ, weil es so einen Spaß machte.

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Nach 20km (5:10) war ich dann zu Hause. Ruhte mich ein wenig aus, weil ich ernsthaft mit dem Gedanken spielte um 17h nochmal 10km zu laufen.

Und so kam es dann auch. Es war dunkel, windig und richtig kalt. Ich lief zum Auto und es fing leicht an zu regnen. Wenn ich nicht mit Begleitung gelaufen wäre, dann wäre ich wahrscheinlich umgedreht.

Am Ort des Geschehens liefen wir dann ohne Umschweife los. Ich dachte mit einem dünnen Thermopulli und Softshelljacke – mir würde nie wieder warm werden. Zum Glück ging es sofort leicht nach oben. Als wir am Feld ankamen, verwandelte sich der Regen in Schneeregen und ein eisiger Wind peitschte uns in die Gesichter. Es war dunkel (keiner hatte Licht dabei) und ich sah nur noch schemenhaft den Feldweg und hoffte keine Löcher zu erwischen. Und dann kam der Eisregen, der irgendwann so sehr auf der Haut brannte, dass ich mir am liebsten den Kragen komplett über das Gesicht gezogen hätte.

Aus dem Eisregen wurden dicke Schneeflocken die einem direkt in die Augen flogen. Zumindest war mir ansonsten warm, sogar an den Händen. Nur das Gesicht fror langsam aber sicher ein. All diese Widrigkeiten ließen uns ohne jedes Wort einfach immer schneller werden. Ich glaube von 4:20-5:30 war alles mal dabei. Das Interessante dabei: es machte mir nichts aus. Meine Hüfte die nach den 20km etwas murrte, war still und ich hatte gar keine Schmerzen mehr. Teilweise machte es sogar richtig Spaß einfach schneller zu laufen, weil es trotz allem so leicht erschien.

Bis ich in eine riesen Pfütze aus Eiswasser trat. Und das gleich zwei Mal. Shit happens. Nach etwa 5-6km legte sich der Wind wieder etwas mehr und es begann immer stärker zu schneien. Ich konnte also den ersten richtigen Schnee diesen Winter begrüßen. Was ja auch irgendwie toll ist. Langsam legte sich der Schnee auf die Straßen und es wurde immer rutschiger, aber das Ziel war ja auch bald in Sicht. Nach knapp über 50min hatten wir es geschafft. Ich sah aus wie ein Schneemann und alles war einfach nur klatschnass. Als ich ins Auto stieg, war die Heimfahrt eigentlich das Schlimmste an der ganzen Sache. Es kam so heftig der Schnee herunter, dass man die Spuren nicht mehr sah und ich kaum mehr Anfahren konnte ohne zu rutschen. Abenteuerlich war das.

Montag. Start meines Trainingsplans, der mich hoffentlich meinen Zielen näher bringt. Meine Garmin ist bereits mit den Trainings gefüttert, jetzt hängt es nur noch an mir.

12k, GA1 (5:30) auf dem Laufband mit 1% Steigung.

Dass ich das nach dem Wochenende vergleichsweise locker hinbekommen hatte, obwohl ich dachte ich bin eigentlich eher müde und über den Tag war mir leicht schlecht… Nicht denken, machen.

Dienstag, also heute: 10k, GA2 (5:04) auf dem Laufband, ebenfalls mit 1%
Das mit der Steigung wird jetzt immer so sein, es kostete mich irgendwie fast Überwindung, weil ich eh schon immer das Gefühl hatte, dass das Laufband leicht nach oben zeigt, aber so schlimm ist es letzten Endes doch nicht.

Das Rumgeturne auf Hantelbank, Latzug, Exercice Ball und sonstigem Programm, erspare ich euch lieber. Wann immer ich jedoch das Studio aufsuche, ist das neben dem Laufen ein fester Bestandteil meines Trainings.

Heute schrieb ich auf Instagram, Laufen sei das Gegenmittel, welches dem Alltag all sein Gift entzieht. Nichts anderes ist mir aufgrund der Umstände heute in den Sinn gekommen. Ich fühle mich eingesperrt, wenn ich merke, dass ich eventuell nicht die Möglichkeit habe, laufen zu können.

Es fällt viel von mir ab. Das was sich am Tag anstaut, entlädt sich spätestens in Momenten der Ruhe. Das macht ein Gefühl der Irrealität und auch der Dissoziation. Man steht so halb neben sich und alles dreht sich weiter. Immer auf hab acht und doch nicht anwesend.

4 Gedanken zu “Laufen ist das Gegengift

  1. Ich bin mir jetzt gerade nicht so sicher was ich schreiben soll und ob ich deine Worte richtig deute…
    Ja, Laufen ist wunderbar und absolut befreiend und entspannt. Aber wenn es Besitz von einem ergreift sicherlich nicht mehr das wahre. Deshalb bin ich auch gegen strenge Trainingspläne. Ich laufe dann wenn ich Lust habe. Natürlich meist mit einem Ziel im Hintergrund, aber nie Pulsgesteuert oder nach einer Geschwindigkeitsvorgabe – sondern eben so wie es läuft

    1. Teils teils vielleicht – ich habe ja noch Raum für etwas Interpretation gelassen 😉 Ich bin jetzt so lange ohne Plan gelaufen, da kann ich jetzt ruhig auch mal einem Plan folgen finde ich. Ich bin auch absolut der Meinung, dass Laufen Spaß bringen muss, sonst würde man das über die Jahre nicht so durchziehen. Dinge die mich mehr belasten als mir gut tun, verblassen eher mit der Zeit oder verschwinden ganz aus meinem Leben. Und zur Zeit gibt es eine andere Komponente in meinem Leben, die besser etwas mehr verblassen sollte. Das Laufen ist das was mir da auch etwas Halt gibt.

  2. Mir geht’s da ähnlich wie dem Markus, ich kann das nicht ganz interpretieren. Dass du nach einem Plan, nach vielen Jahren ohne, dein Läuferleben ausrichtest, nun ja, das finde ich gut, wenn du ein bestimmtes Ziel erreichen willst. Ansonsten, laufe nach Lust und Laine und das täglich.

    Meine „Karriere“ hat mit gehirnbereinigenden Läufen begonnen. Du bist ja schon eine Weile mit dem Laufen auf du und du, weißt also über die Wirkung bescheid.

    Also, so wie ich das sehe, verstehe, brauchst du weniger einen Trainingsplan um ein bestimmtes Zeitziel zu erreichen, sondern eher einen Plan, der dich „die anderen Komponente“ vergessen lässt. Nun ja, lauf jeden Tag, aber lauf ohne Zeitdruck (Vorgabe).

    PS: kann auch sein, dass ich das alles ganz missverstanden habe, dann sorry für den Kommentar.

    1. Okay, vielleicht muss ich doch nochmal ein bisschen konkreter werden – habe mich da ja alles in allem eher vage ausgedrückt. Das „Negative“ im Beitrag ist auf einen komplett anderen Lebensbereich bezogen, der rein gar nichts mit Sport zu tun hat. Ich denke so Baustellen hat jeder, der eine mehr der andere weniger.. Mir ging es eher um die Kompensation durch das Laufen, die Neutralisierung.

      Der Trainingsplan ist etwas, was einfach neu dazu gekommen ist. Ich habe eine bestimmte Zielzeit, die ich sehr gerne erreichen würde. Ich brauche das Gefordert-sein und habe Spaß daran mir immer neue Ziele zu stecken. Laufen würde ich so oder so beinahe jeden Tag, von daher ist das egal, ob das nun an einem Plan hängt oder nicht. Hauptsache laufen 😉

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