Nachdem ich hier mehr oder weniger nur noch mit Rennberichten geglänzt habe, ist es mal wieder Zeit für ein Blick in die Trailküche. Langsam aber sich brodelt da wieder etwas vor sich hin und ich bin mir noch nicht ganz sicher, was im Endeffekt dabei herauskommen wird.
Und wie war das eigentlich nach dem ZUT? In erster Linie hat er mich rückblickend weniger mitgenommen, als es der K-UT verbrochen hat. Der ein oder andere hat es vielleicht am Rande über instagram mitbekommen, dass ich natürlich noch immer laufe, aber bei weitem nicht mehr so viel Umfang wie es das erste Halbjahr der Fall war. Das ist auch kein erstrebenswertes Jahresziel, einfach genau so weiterzumachen. Fakt ist aber, dass ich die Umfänge anfangs wirklich brauchte, um überhaupt solche Strecken zu bewältigen, denn man kann in dem Fall sagen: von nichts kommt nichts. Jeder Ultra ist irgendwo ein Wagnis und ich brauchte die Sicherheit für mich selbst zu wissen, dass ich lange und weit laufen kann – die Streckenbeschaffenheit und die Höhenmeter waren dann nur noch das Salz in der Suppe, mal grobkörniger, mal feiner.
Es ging mir in erster Linie nur um das Ankommen, auch wenn immer mal wieder der Gedanke durchblitzte noch irgendwie was an der Zeit machen zu können. Kommt Zeit, kommt Rat..
Die Woche nach dem ZUT war komplett lauffrei. Wir sind viel gewandert und ich hatte sogar mal wieder die Möglichkeit die Natur, vom Rücken eines Pferdes aus, zu erkunden. Mein Kopf wollte auch gar nicht laufen, auch wenn sonst die Umstände mehr als nur einladend waren. Spätestens nach etwa 10 Tagen war ich aber wieder auf den heimischen Trails zu finden – es war schön wieder da zu sein!
Es war aber auch schön, mal gar nichts zu machen und sich Zeit für Dinge zu nehmen die man unter das Motto „Back to the roots“ verbuchen kann. So hatte ich die Möglichkeit mit meinem Großvater und meiner Mutter an den einen Ort meiner Kindheit zurückzukehren, an dem ich die meiste Zeit einfach nur glücklich war. Auch wenn ich mich sonst in dieser Umgebung nicht mehr heimisch fühle, so hat dieser Tag viele Erinnerungen geweckt und mir teilweise andere Perspektiven verschafft, sowohl visuell als auch innerhalb meiner kreiselnden Gedanken. Aber seht selbst.
Ich lief nur noch, wenn ich wirklich Lust dazu hatte und füllte die restlichen Tage mit Alternativtrainings wie Körperknechten aka Crossfit auf einem 4f Circle (hey, ich kann jetzt hangeln und drei Sekunden mit der Battle Rope spielen..), Paddeln im Drachenboot auf dem Main und Bahntraining. Okay, spätestens hier sind wir wieder beim Laufen, jedoch bin ich das erst einen guten Monat später angegangen. Zu sehr waren die Knie noch präsent und irgendwie war ich noch nicht richtig „wach“.
Unsere OCR-Trail-Samstage fanden aber weiterhin statt. Von gut gelaunten Gesprächen bis hin zum Heidelbeer-sammeln auf dem Altkönig war wie immer alles dabei. Ich liebe diesen Haufen einfach.
Einen Earlybird habe ich auch mal wieder einfließen lassen. Dieser Sommer ist bislang zwar noch nicht so heiß wie der letzte, aber einige Tage hatten durchaus schon ausgereicht, um mich um 5 Uhr morgens aus dem Bett zu schmeißen und um 20 vor 6 auf den ersten Trails zu stehen. Ich war selten so zufrieden, glücklich und entspannt wie an diesem Morgen. Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich behaupten es war magisch. Normalerweise bin ich vor der Arbeit eher drauf und dran ständig auf die Uhr zu schauen, aber an diesem Tag war das einfach anders, sodass ich es darauf anlegte und neue Trails auskundschaftete. Um etwa 7 Uhr stand ich dann auf dem Feldberg – alles war irgendwie golden und friedlich. Mehr brauche ich gar nicht, das ist das Leben…
Wie sehr ich jedoch andererseits von über einem halben Jahr konsequenten nicht-Intervallen an Tempo eingebüßt hatte, wurde mir spätestens zu diesem Zeitpunkt klar. Das Leiden am Berg ist ein anderes, als das Leiden auf der Bahn. Was Pace und sonstige Zahlen betrifft..da habe ich mich mittlerweile recht locker gemacht. Diese Lockerheit hatte aber bei den Intervallen nichts mehr verloren. Ich dachte ich nehme einfach ein Training, mit welchem ich im letzten Jahr bei den Intervallen eingestiegen bin und ziehe es mehr oder weniger genauso gut durch. Dachte ich. Mein Kopf war lila, als ich während dem vierten Intervall mit jeweils 1,6km und einer (vorgegeben) Pace von 4:15-4:05, abbrechen musste. Es kam mir nicht mehr nur unglaublich schnell vor, nein, ich hatte Schnappatmung. Das alles hatte ich irgendwie anders in Erinnerung gehabt, damals konnte ich das gut halten. Einen Tod muss man eben sterben und was mal da war, wird auch bei Konsequenz wiederkommen. Jetzt heißt es einfach nur dran bleiben.
Eine gute Nachricht ist jedoch: all die Schmerzen die ich sonst bei Intervallen und Tempoläufen typischerweise hatte, treten gar nicht mehr auf. Diese komplette Umstrukturierung scheint mir mehr als gut getan zu haben und darüber freue ich mich sehr.
Auf meinen „Soul-Trails“ kam ich dann irgendwann wieder zu mir und merkte plötzlich auch wie sehr ich konditionell vom ZUT profitiert hatte. Während dem Lauf zweifelt man stellenweise an der eigenen Leistungsfähigkeit und quält sich hier und da..immens. Und dennoch finden Anpassungen statt und man kommt wieder einen kleinen Schritt weiter, was sich bei mir vor allem beim Tempo und Durchlaufen der Anstiege bemerkbar gemacht hat. Jetzt ist diese Leichtigkeit wieder da und mit ihr die Lust auf neue Abenteuer.
Was mich auch zu diesem Titel gebracht hat: Nach dem Ultra ist vor der Vernunft. Wenn ich das mal unter THE RUN chronologisch betrachte, dann bin ich in einem Jahr noch nie so viele Läufe angetreten wie in diesem verrückten 2016. Ich kann es nur immer wieder betonen: diese Wende hätte ich nie erwartet und ich bin gespannt auf jeden Lauf, auf jeden wahnsinnigen Läufer den ich noch kennenlernen darf, auf jeden „Anmelden-Button“ den ich noch klicken werde.
Was kommt jetzt? So wie es aussieht noch ein Hindernislauf der Rats Runners Serie, ein 24h Lauf auf der Bahn, der Pfalztrail und nicht zuletzt der Getting Tough, vor dem ich schon jetzt einen riesen Respekt habe. Das sind aber alles „nur“ Wettkämpfe.
Das eigentliche Projekt startet quasi direkt vor meiner Haustür und wurde geboren als..tja, das weiß ich nun auch leider nicht mehr so genau. Wahrscheinlich auf irgendwelchen Trails, zwischen den Hälften eines Kokosriegels, vollgepumpt mit Endorphinen, mit dem Gefühl unsterblich zu sein. Vaunus 7/30. Da hat sich die liebe Esther einen schönen Projekttitel ausgedacht. Ich verrate schon mal so viel: ich musste (nein, ich wollte!) mir eine Woche halbtags Urlaub nehmen. Es wird etwas, was es bei mir so noch nicht gegeben hat und ich fühle derzeit Furcht und Freude gleichzeitig. Es gibt momentan fast mehr Routenplanungen als Tage und wie immer werden wir uns nur angrinsen und einfach laufen gehen. Wir konnten auch noch eine dritte Person dafür rekrutieren: Thorsten. Der Pfalztrail wird sein Ultradebut. Er ist jetzt schon sehr fit, er weiß es nur noch nicht 😉 Darüber hinaus wird es wie aussieht immer mal wieder einige Mitläufer geben, die uns begleiten werden.
Schon in genau 6 Tagen werde ich um halb zwei das Büro verlassen und mich mal wieder fragen was genau ich da gerade dabei bin zu tun. Was für einen Verlauf das für mich persönlich nehmen wird, kann ich so kaum einschätzen. Und wieder einmal heißt es: nicht denken, laufen!

Apropos Vernunft: Dominic von bambisports.de läuft derzeit von Usingen 479km bis nach Gudow. In fünf Tagen. Gestartet ist er am Sonntag und wir durften ihn für 9 Kilometer begleiten. Ich dachte eigentlich an weniger Trailanteil und habe mich in der Schuhwahl komplett vergriffen. Höhenmeter inklusive. Das wird und ist ein hartes Brett für ihn, ist jedoch alles kein Selbstzweck, sondern ein Spendenlauf für ein Kinderheim in Frankfurt. Komplette Autonomie – vom Wasserfilter bis zum Zelt. Meinen Respekt hat er schon mal. Dagegen ist Vaunus 7/30 dann doch wieder irgendwie Vorschule..
— Jamie
Jamie, ich lese jetzt echt schon n Weilchen mit und letztes Jahr habe ich innerlich wirklich manchmal n Kopf geschüttelt wie du immer wieder mit dem Kopf durch die Wand wolltest und es nur um Zeiten, Schnelligkeit, etc. ging. Klar, eine tolle Zeit irgendwo stehen zu haben hat etwas, aber davon kaufen kannst du dir nix und Lebensqualität ist das sicher auch nich. Qualität ist es bei Sonnenaufgang zu laufen oder komplett eingeschmiert von einem Traillauf zurück zu kommen. So wie es jetzt machst! Ich finde es spitze wie du es nun angehst!
Und wenn mir verraten magst was das für andere Läufe, ganz besonders der 24h Lauf sind, sieht man sich vielleicht irgendwann mal 🙂
Hi Markus, danke für dein stetiges Mitlesen 😉 Ich bin (leider) so eine Person, die nur durch Fehler und Schmerz wichtige Dinge lernt und dazu tendiert(e) sich selbst kaputt zu machen. Vieles was ich damals durchsetzen wollte, waren reine Trotzreaktionen und brachten eine gewisse Unzufriedenheit mit sich. Ich bin verdammt froh, dass mich die Trails derart entschleunigen konnten. Ich bin so glücklich wie noch nie in meinem Leben. Ich habe darüber hinaus so viele Leute kennengelernt, die nicht nur nett sind, sondern wirklich mit mir auf einer Wellenlänge liegen – und das ist für mich echt eine Seltenheit und gibt mir viel. Danke dir für deine offenen Worte.
Was den 24h Lauf angeht, findest du die Infos alle hier via Flyer (Vor- Und Rückseite):
https://www.dropbox.com/s/p0lm4krc8nz5xtf/flyerA5_4mm_anschnitt.pdf?dl=0
https://www.dropbox.com/s/c9o2js01jybeahm/flyerA5_4mm_anschnitt-backside-final.pdf?dl=0
Und unter http://www.24hlauf.de/
Das ist der Pfalztrail (der mit 85km): http://www.pfalztrail.de/ausschreibung/ausschreibung.html
Rats Runners: http://www.rats-runners.de
Und der Getting Tough: http://www.gettingtough-race.de/
Bis denn!
Schade, aber das wird wohl nix dieses Jahr. Zuviele Terminkonflikte
Aber wir gehen unseren Weg weiter und schauen was kommen mag
Ich glaube, es kommt immer darauf an, wozu man Lust (Körper und Geist) hat und was einem Spaß macht. Das kann mal schnell, mal langsam, mal weit, mal dreckig sein oder eben Alternativsport. Ich glaube, auf seinen Körper zu hören, auch wenn der mal etwas anderes als das Gewohnte verlangt, ist genau richtig. So wie du dann eben später mit dem Laufen einsteigst oder im Drachenboot sitzt. -und irgendwie ist danach ja fast immer davor 😉
Da hast du recht – das war etwas was ich lernen musste und noch immer verbessern kann, da ich öfter mal mehr möchte als mein Körper es zulässt. Der Grad zur Überlastung ist meiner Meinung nach ein sehr schmaler, aber gerade die Ultras helfen mir langfristiger zu denken und entsprechend zu handeln. Und ja, danach ist definitiv immer davor 😀