Territorien erobern + weiterlaufen

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Mojo auf zu neuen Abenteuern

Freitag hatte ich es tatsächlich geschafft es mal ruhig angehen zu lassen. Feiertag, schön ausschlafen, bzw sich mittags noch einmal hinlegen und versuchen nicht eine schnelle Laufrunde durchs Feld zu denken. Also die Wohnung von Unsauberkeiten befreit, aber da bin ich ja eh total penibel – war schon fast wieder Sport 😀

Denn am Samstag war in meinem Fall richtig früh aufstehen angesagt, wenn ich die Bahn Richtung Frankfurt noch um kurz nach 7 erwischen wollte. Wie gesagt, an einem Samstag. Da ich aber so gut bin im Vorschlafen, fiel mir das erschreckend leicht. Es war noch etwas frisch aber ich stand ja schon bald in der warmen Bahn und irgendwie hatte ich das leise Gefühl, Mojo hätte sich gerne zusätzlich noch an mich gekuschelt.

Jetzt mag man sich fragen, warum ich mit der Bahn Richtung Frankfurt fahre, wenn ich das Taunus-Biker-Mekka direkt vor meiner Tür habe. Ganz einfach: ich glaube ich kenne mittlerweile jeden Baum und auch jedes Rotwild. Mal etwas komplett anderes zu sehen und erleben zu können nehme ich da gerne an. Also ging es vom Südbahnhof weiter mit – an dieser Stelle „Hi Christian!“ (denn er hat das Vorrecht nun auch meinen Blog mitzulesen und wird sich heute wahrscheinlich auch öfter hier wiederfinden und mich hoffentlich korrigieren, falls ich mal Quatsch erzähle 😉 ).

Die Bikes passten hervorragend ins Auto und ziemlich schnell waren wir im Odenwald und parkten direkt an der Strecke. So richtig wusste ich noch nicht was ich anziehen sollte, es fühlte sich immer noch frisch an, sodass ich wie sooft das Zwiebelprinzip wählte. Da es sofort mit Steigungen losging, war die Jacke die erste die im Rucksack verschwand. Dadurch dass der Tag zuvor ein Regenerationstag war, kam ich nicht gleich so in den Tritt – es fühlte sich viel zu anstrengend an. Und als sich das Kilometer-Ziel von etwa 75km immer wieder vor meinen Augen einblendete, hatte mein Kopf damit wohl meine Beine geschockt. Und meinen Puls. Ich hatte das Gefühl ich käme mal wieder nicht hinterher und alles würde wahrscheinlich noch schlimmer werden. Dann verloren wir uns sogar kurz, weil ich nicht richtig abgebogen war. Wieder auf Kurs ging es dann etwas ebener weiter, entlang wunderschöner weiter Felder, im Flow auf glatten Feldwegen mit mehr Speed, was natürlich auch Laune machte. Glückliche Kühe und ebenfalls glückliche Ziegen auf den Wiesen. Immer wieder vorbei an kleinen Bauernhöfen. Ich hätte definitiv mehr Bilder machen sollen, sorry.

IMG_20150502_094409382Die Strecke auf dem Garmin war leider noch nicht mit den aktuellen Wegesbeschaffenheiten vertraut, sodass wir eine schmale Treppe mit unseren Bikes erklimmen müssen. Kleines Krafttraining zwischendurch. Dabei hatte ich das ja schon konsequent bei den Treppen der U-Bahn gemacht 😀
Die erste kleine Pause erfolgte dann am Waldanfang und ich entledigte mich dann auch meines Laufpullis, denn mittlerweile war es in direkter Sonne warm geworden. Und wenn ich mal die Chance habe von Kalkweiß auf weiß oder eventuell zart gebräunt zu wechseln, nutze ich sie natürlich. Da ging dann beiderseits auch der erste Proteinriegel drauf und dann immer schön stetig weiter nach oben. Bis zu diesem Punkt glaubte ich noch, es würde nicht mehr länger gut gehen mit mir und meiner Kraft. Das waren ca. 35km und ich traute mich kaum das gegen die 75 zu rechnen.

Doch es kam anders. Und eigentlich hätte ich mir da auch ruhig trauen können, denn was lange Distanzen betrifft, halte ich ab der Hälfte noch besser durch, sofern ich in meinem Tempo geblieben bin und drehe meist dann sogar nochmal auf. Ist beim Laufen nicht anders. Kritisch sind die ersten 10km und alles was danach kommt normalerweise Pustekuchen. Vielleicht ist es auch teilweise eine Kopfsache.

Wir fuhren drei Berge an und der zweite hatte es dann schon mehr in sich und da gab es doch so einige Stellen von denen man nicht wusste, wann würden sie enden? Irgendwann wird es wieder flach – das war mein Mantra. Und das traf dann auch ein. Der zweite Riegel musste her, vornehm auf einem Baumstamm natürlich. Noch ein Berg. So langsam hatte ich Rücken und auch etwas Hüfte und mein Gegenüber Knie. Was muss das musste. Der letzte Anstieg erinnerte mich doch sehr an den Feldberg. Ich war noch weniger verbraucht als ich es angenommen hatte, sodass ich den Berg ganz gut hoch kam (und das heißt in meinem Fall, nicht den Wunsch zu haben zu schieben).

IMG_20150502_141559169_HDROben eine fantastische Aussicht, noch mehr Biker und ein E-Biker, der mich zuvor noch summend überholte und alles was ich mir dabei dachte war: stirb -.- Eigentlich ging es mir immer noch ganz gut und hätte mit Sicherheit noch (irgendwie) einen Berg geschafft, aber das war ja nicht mehr nötig, denn es würde nur noch abwärts gehen. Ein bisschen Zucker in Form von Sprite und Cola und wir waren wieder mächtig den Rückweg anzutreten. IMG_20150502_141658572Nur noch knapp 10km trennten uns vom Auto. Kurz davor gab es noch einen engen verschlungenen Trail der einem Dschungel anmutete und kurz danach begegnete ich einem Pferd, dass ich gerne einfach mit eingepackt hätte und das offensichtlich etwas Angst vor Mojo hatte. Irgendein Araber-Mix, ein heller Fuchs mit Laterne am Kopf und schön quadratisch gebaut. Hachja.

Aber dann war es dann doch ganz schön wieder im Auto zu sitzen und sich bewusst zu machen, dass man da gerade 70km und fast 1600HM durchgerockt hat und alles viel weniger schlimm war, als befürchtet. Meine Dusche war leider noch etwas weiter entfernt, denn ich war ja noch auf die U-Bahn angewiesen. Also die letzten Kräfte mobilisiert, Mojo die Stufen herunter getragen und direkt die einfahrende Bahn erwischt. Da saß ich dann in einem leichten Delirium, verpasste fast den Ausstieg, weil mir irgendwer sein Fahrrad an mein Bein warf – aber ich konnte entrinnen 😀 Der letzte Kilometer auf Mojo bis vor die Haustür war dann nochmal anstrengend. Spätestens als ich endlich unter der Dusche stand und 5-6 Stunden biken entfernte, wusste ich, ich hatte es geschafft. In dieser Nacht habe ich 10 Stunden geschlafen.

Am Sonntag Vormittag fiel mir natürlich nichts besseres ein als bei schwülen Temperaturen und Nieselregen nochmal meine 10km Hausrunde in 50min zu laufen.
Heute ein verkürzter und leicht geänderter Tempolauf: anstatt 10km nur 5km und progressiv. Also in 21,x min. Ich war richtig im Eimer, hatte Schmerzen. Könnte aber auch sein, dass das heute an der 600km Fahrt ab 8h morgens gelegen hat, für ein Meeting.

Das Krafttraining war dann auch nur so lala und so Scherze wie: Höher, Jamie höher! bekamen heute einen gepflegten Konter von mir. Die 10kg Scheibe für die Bauchübungen sind für mich jetzt erstmal auch eine Hausnummer. Und dann nochmal kurz Mojo bewundern lassen und nach Hause fahren. Und jetzt sitze ich hier und glaube, dass ich so müde bin, dass ich nicht schlafen kann 😀

Achja, ich hoffe ich habe den ein oder anderen mit dem Beitrag nicht schockiert. Ich wollte manche Themen eigentlich für immer ruhen lassen, aber sie lassen mich eben nicht ruhen. Und sie stehen in direkter Verbindung zum Sport und erklären mich dann auch besser. Andererseits bin ich für Ehrlichkeit, auch wenn die hart oder erschreckend ist. Ich stehe zu allem was ich sage und schreibe und deshalb war es mir gestern ein echtes Bedürfnis, wenn ich Sprüche mir eigentlich nahestehender Menschen höre, die besagen du kannst lernen wieder zu leben – verdammt ich bin so lebendig wie niemals zuvor! 🙂

— Jamie

2 Gedanken zu “Territorien erobern + weiterlaufen

  1. Klingt so, als hätten Du und Mojo viel Spaß gehabt. 🙂
    Ich hab lange überlegt, ob ich zu Deinem letzten Beitrag was schreiben soll, aber das klang alles nach billiger Küchenpsychologie. Deshalb hab ich’s gelassen.
    Trotzdem meine ich, jetzt eher zu verstehen, weshalb Du so eine Grenzgängerin bist.
    Pass trotzdem auf Dich auf, und sieh zu, dass der Spaß dabei nicht zu kurz kommt. Wenn ich das so lese, bekomme ich Lust auf Biken. 😀
    Aber ich kann nicht jetzt noch ein MTB kaufen, das ist echt nicht mehr drin. Vielleicht irgendwann mal…
    Bin aber eher der Angsthase auf dem Fahrrad.

    1. Zu manchen Dingen lässt sich auch schwer was sagen, geht mir nicht anders. Du hast jedoch sehr recht, ich brauche nach wie vor den „Widerstand“ und das Spüren der Grenzen, um zu erkennen dass ich noch lebe – so blöd das klingt. Alles andere versetzt mich quasi in einen Schwebezustand, der mich schier verrückt macht und mir das Gefühl von Passivität gibt. Abzuschalten fällt mir sehr schwer, das kann ich jedoch am besten, wenn ich ausgepowert bin. Ich denke im Vergleich zu damals ist es mittlerweile ein Unterschied wie Tag und Nacht und ich bin stetig dabei die goldene Mitte zu finden und mich zu verbessern, also weniger zu überfordern ohne nachlässig zu sein.

      Sag mir mal Bescheid falls irgendwann mal ein MTB drin und die Lust darauf noch vorhanden ist 😀 (Und Angst lässt sich durch positive Erlebnisse abbauen, man muss ihr nur begegnen)

      LG,
      Jamie

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